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Kaplan Emil Bonetti
Kaplan Emil Bonetti, © Verein der Freunde Kaplan Bonetti Haus
Kaplan Emil Bonetti
Kaplan Emil Bonetti, © Verein der Freunde Kaplan Bonetti Haus

Erzählcafé im Kaplan Bonetti Haus

Erzählcafé im Kaplan Bonetti Haus

Am Donnerstag, den 19. Jänner 2023, herrscht reges Treiben in der Kantine des Kaplan Bonetti Hauses. Neun Menschen kommen dort zusammen, um für die Entwicklung der Ausstellung „Glück gehabt? 70 Jahre Kaplan Bonetti Dornbirn" ihre Erinnerungen an den legendären Kaplan mit uns zu teilen.

Jede und jeder von ihnen ging ein Stück des Weges gemeinsam mit dem Kaplan, den die ganze Stadt kannte, den die meisten sehr schätzten und der sogar regelmäßig die Finanzabteilung des Rathauses in Alarmbereitschaft versetzte. Die Beschreibungen zum Wesen des Kaplans reichen von „intensiv“ bis „herzlich“, „aufopferungsvoll“ und „barmherzig“.

Viele erinnern sich noch an die Bibelkreise mit „Emil“, wie ihn alle nennen durften.

„Er wollte damit zeigen, dass wir ihm ebenbürtig sind, wir auf einer Stufe mit ihm stehen und alle gleich viel wert sind. Wir sind immer beschwingt und mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen!“, berichtet eine Teilnehmerin, die jede Woche gemeinsam mit einigen anderen Ehefrauen zur Bibelstunde pilgerte. Eine weitere Dame erinnert sich, dass die gesamten Mädchen der damaligen Jugendgruppe, alle rund 14 Jahre alt, in den Kaplan verliebt waren: „Er war jung und hübsch und hatte so eine einnehmende Art, dass er uns allen den Kopf verdreht hat.“

Emil Bonetti war dafür bekannt, keine Unterschiede zwischen den Menschen zu machen. Er gab jedem eine Chance, griff jedem unter die Arme. Seine einzige Bedingung war Arbeit. Für jeden, der körperlich dazu in der Lage war, wurde Arbeit gesucht. „Oftmals krachte es trotzdem mit einem:einer der Bewohner:innen. Er kam dann schon mal mit einem blauen Auge zur Messe, hat sich aber nie darüber beschwert, denn wer austeilen kann, muss auch einstecken können. Und austeilen konnte Emil gut. Im Nachhinein sinnierte er oft lange, ob er nicht zu hart durchgegriffen habe“, erzählt einer seiner Weggefährten.
„Bonetti konnte hervorragend mit Geld umgehen, er war ein sehr guter Geschäftsmann. Er wusste auch genau, welche Knöpfe er bei der Politik drehen musste, damit er bekam, was er brauchte. Auch wenn es immer sehr intensiv war, wenn der Kaplan uns im Rathaus aufsuchte und in der Finanzabteilung sofort die höchste Alarmstufe galt, wurden seine Ideen und Projekte immer gut umgesetzt und hatten einen großen Nutzen,“ weiß der ehemalige Bürgermeister Rudolf Sohm zu berichten. „Er hat das Geld, das er durch Spenden oder die Arbeitsprojekte eingenommen hat durch Währungsspekulation vervielfacht, aber nicht einen Cent davon hat Emil für sich beansprucht. Jedes noch so kleine Bisschen ging in seine Projekte oder direkt als Unterstützung an Bedürftige. Er selbst besaß nichts!“, erläutert einer seiner langjährigen Freunde.

Über den Nachmittag zeichnet sich für die Zuhörer:innen ein buntes Bild des legendären Kaplans. Geschichten werden aufgewärmt, von irrtümlichen Verhaftungen oder von Tagen auf der sagenumwobenen Hazienda. Vereinnahmend muss er gewesen sein, fleißig, durchsetzungsstark und vehement. Auch manchmal zu intensiv. Doch immer hatte er nur das Beste im Sinn.

Sein Vermächtnis ist ein großes und wird die Erinnerung an ihn noch sehr lange aufrechterhalten.

Die Sonderausstellung „Glück gehabt? 70 Jahre Kaplan Bonetti Dornbirn“ läuft bis 3. November 2024. 

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