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Ferienkolonie auf dem Bödele, vor 1912
Ferienkolonie auf dem Bödele, vor 1912, © Vorarlberger Landesbibliothek
Ferienkolonie auf dem Bödele, vor 1912
Ferienkolonie auf dem Bödele, vor 1912, © Vorarlberger Landesbibliothek

Ein Schwarzenberger Trauma!?

Ein Schwarzenberger Trauma!?

Ein Landwirt verkaufte am 26. Oktober 1901 die Hütte Nr. 380 Oberlose auf dem Bödele samt zwanzig Fuß Weide und drei Waldparzellen an Otto Hämmerle. Letzterer bezahlte dafür 1.300 Kronen. Warum gibt ein Landwirt seinen Boden her? Ist er überschuldet? In Armut geraten? Belegt der Kaufvertrag Nr. 5 ein Schwarzenberger Trauma?

Landwirtschaft in der Krise

Um 1900 dauerte die Krise der österreichisch-ungarischen Landwirtschaft bereits Jahrzehnte. Auch die Schwarzenberger Bauern waren teils hoch verschuldet. Das lag nicht zuletzt am Erbsystem: Es herrschte Realteilung. Das heißt, Böden und anderes Eigentum wurden zu gleichen Teilen vererbt. Grundstücke wurden so immer weiter aufgesplittet. Um genug Boden zu haben, um wirtschaftlich arbeiten zu können, musste ein Landwirt die Geschwister auszahlen (und sich dazu meist Geld leihen).

(Aus-)Verkauf

Der Dornbirner Fabrikant Otto Hämmerle bezahlte für die Vorsäßhütten, nassen Wiesen und Wälder auf der Oberlose faire Preise. Das belegen die überlieferten Verträge. Nicht alle der 14 Schwarzenberger Verkäufer waren unter existenziellem Druck gestanden. Mancher hatte seine Anteile am Gemeinschaftsvorsäß lediglich erworben, um sie wenig später gewinnbringend an Hämmerle zu veräußern. So zum Beispiel auch der Besitzer von Hütte Nr. 380: Er hatte erst am 6. Jänner 1901 die Hütte, die dazugehörigen Weiderechte und den Wald um 1.000 Kronen erstanden. Im Oktober desselben Jahres verkaufte er diesen Besitz dem „Bödele-Entwickler“ Otto Hämmerle – um 1.300 Kronen.
In Schwarzenberg blieb dennoch das Gefühl zurück, das Bödele nicht gut verkauft, sondern verloren zu haben.

Als die Stadt Dornbirn 1938 das Bödele eingemeinden wollte, sah der Schwarzenberger Bürgermeister Albert Fetz darin nur eine Fortsetzung der alten, traumatischen Geschichte: Einst, erinnerte er, seien die Landwirte zum Verkauf ihrer Oberlose-Anteile regelrecht gezwungen worden und hätten keine gleichwertigen Vorsäße mehr erwerben können.

Die Eingemeindung wurde verhindert und das Bödele gehört nach wie vor zur Gemeinde Schwarzenberg. Dort sind – organisiert in zwei Agrargemeinschaften – bis heute Nachkommen der Dornbirner Industriellenfamilie Hämmerle die größten Grundbesitzer.

Leihgabe

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